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Die Funktionsqualität von O-Ringen ist abhängig von der Einhaltung bestimmter Standards. Die richtige Bemaßung, die Auswahl des für den Einsatz passenden Schmiermittels und die richtige Lagerung sind für die Funktionalität entscheidend.

Wir stellen Ihnen hier das geballte O-Ring-Wissen von KREMER auf einen Blick zur Verfügung. Fragen, die sich nach Lektüre dieser Seite noch ergeben, können Ihnen bestimmt unsere Fachberater beantworten. Rufen Sie uns einfach an!

Das richtige Schmiermittel

Die Auswahl des richtigen Schmierstoffes wird von folgenden Kriterien beeinflusst:

  • Das Schmiermittel darf keine Schrumpfung oder Quellung des O-Rings hervorrufen.
  • Die Schmierfähigkeit muss bei jeder Temperatur in vollem Umfang erhalten bleiben - sie darf bei tiefen Temperaturen nicht zu fest und bei hohen nicht zu dünnflüssig werden.
  • Es darf sich keines der Bestandteile abspalten und auf den Gleitflächen ablagern.
  • Es muss einen gut haftenden Gleitfilm bilden, der nicht durch den O-Ring weggewischt werden kann.
  • Die Verträglichkeit des Schmiermittels mit dem Arbeitsmedium selbst muss gewährleistet sein.
  • Im System vorhandene Filter dürfen durch das Schmiermittel nicht blockiert werden.

Das beste Ergebnis bei der Schmierung wird erzielt, wenn sowohl der O-Ring als auch die Oberfläche, über die er gleitet, mit dem Schmiermittel eingefettet werden. Die Lebensdauer eines O-Rings steigt mit dessen Oberflächengüte. Die Oberfläche sollte jedoch keine geringere Rautiefe als Rmax = 0,5 µm aufweisen, da sie sonst zu glatt ist, um ein Anhaften des Schmiermittels zu ermöglichen.

Schmierung in besonderen Fällen

Es gibt spezielle Anwendungen, bei denen eine externe Schmierung nicht möglich ist. Dazu werden O-Ringe aus einem Material verwendet, in denen das Schmiermittel eingeschlossen ist, zum Beispiel MVQ oder NBR. Das interne Schmiermittel migriert dabei durch den O-Ring und gelangt allmählich an dessen Oberfläche.

Eine weitere Möglichkeit der Schmierung besteht im Aufbringen einer speziellen Beschichtung für O-Ringe als sogenannte Trockenschmierung durch einen Gleitlack von wenigen µm Dicke. Der Vorteil liegt dabei vor allem darin, dass sie als Massenteilbeschichtung vorgenommen werden kann. Sie verhindert bei dynamisch bewegten Komponenten das Auftreten sogenannter "Stick-Slip-Effekte", also des Rückgleitens und von Quietschgeräuschen. Derlei beschichtete O-Ringe verfügen über einen dauerhaft geringen Reibungskoeffizient und konstant gute Trockenlaufeigenschaften.

Welches Schmiermittel für welches Material?

Nicht jeder Werkstoff, aus dem O-Ringe bestehen, ist mit allen Schmiermitteln verträglich und zum Teil verhalten sich die Eigenschaften hier gegensätzlich. Während beispielsweise bei Kalrez® (FFPM / FFKM) dank seiner Beständigkeit gegenüber nahezu allen chemischen Medien die Auswahl relativ groß und flexibel ausfällt, so sind O-Ringe aus EPDM empfindlich gegen mineralölhaltige Schmiermittel oder Vaseline. Hier sind Silikonöle und -fette zu empfehlen. Diese sind wiederum unverträglich mit O-Ringen aus Silikon-Kautschuk (LSR, VMQ). Fluor-Kautschuk (FKM), bekannt unter dem Handelsnamen Viton®, widersteht hingegen sowohl Mineralölen und -schmierstoffen, als auch Silikonölen und -fetten. NBR, das Standardmaterial für Hydraulik- und Pneumatikanwendungen, ist ebenfalls verträglich mit Schmierölen und -fetten auf Mineralölbasis. Dies gilt ebenso für O-Ringe aus HNBR.

Lagerung und Haltbarkeit

Bei der Lagerung von Gummierzeugnissen sind richtige Lagerbedingungen entscheidend, denn sonst drohen sich ihre Eigenschaften zu verändern. Risse, bleibende Deformation oder Verhärtung sind dann die Folge und machen O-Ringe unbrauchbar. Wie lange ein O-Ring gelagert werden kann, hängt von seiner Lagerumgebung ab. Bei sachgemäßer Lagerung bewahrt ein O-Ring seine Eigenschaften mehrere Jahre lang. Die DIN 7716, die Richtlinie für Lagerung, Wartung und Reinigung von Gummierzeugnissen, liefert dazu die Grundlage.

CR:

4 Jahre

NBR:

4 Jahre

EPDM:

6 Jahre

FFPM / FFKM:

10 Jahre

MVQ:

10 Jahre

Weitere Informationen zu Lagerung und Haltbarkeit

Die perfekte Lagerumgebung

Trocken, mäßig belüftet, staubfrei und kühl bei Temperaturen von +5 bis +20°C: So fühlt sich der O-Ring rundum wohl. Am besten verbleiben die von KREMER gelieferten O-Ringe in den Kartons und Polyethylen-Folienbeuteln. Wichtig ist auch, dass die Kartons verschlossen bleiben. So werden die O-Ringe vor potenziell schädlichen Einflüssen wie Tageslicht und Ozon geschützt.

So verlängern Sie die Haltbarkeit

Der O-Ring ist ein „Gewohnheitstier“: Luftwechsel und Zugluft sind ebenso zu vermeiden wie eine mögliche Kondensation. Eine relative Luftfeuchtigkeit von unter 65% ist optimal. Achten Sie auch darauf, dass Sie die O-Ringe möglichst weit entfernt von Heizkörpern und Leitungen aufbewahren. Mindestens ein Meter Abstand sollte gewahrt bleiben.

Nicht nur Tageslicht, auch die Bestrahlung mit ultravioletten Strahlen, wie sie etwa herkömmliche Glüh- oder LED-Lampen aussenden, sollten vermieden werden. Dasselbe gilt für offen installierte Leuchtstoffröhren, die beim Betrieb Ozon bilden. Vor allem NBR O-Ringe reagieren sehr empfindlich darauf. Außerdem gilt: Hohe Gewichtsauflagen, Zug, Druck oder äußerliche Beschädigungen durch andere Gegenstände sind zu vermeiden.

Wenn Sie diese wenigen Hinweise beachten, steht einer langen Lebensdauer Ihrer O-Ringe und dem Erhalt Ihrer elastomeren Eigenschaften nichts im Weg. Weitere Informationen zum Thema finden Sie in der DIN 7716.

Entsorgung

Entsprechend der “Verordnung über das Europäische Abfallverzeichnis (AVV)“ kann das Abfallprodukt gemäß Kapitel 7 „Abfälle aus organisch-chemischen Prozessen“ und hier dem Abfallschlüssel 07 02 13 zugeordnet werden. Beide Abfallschlüssel stehen für als ungefährlich eingestufte Abfälle.

Sie können somit in haushaltsüblichen Mengen über den normalen Hausmüll entsorgt werden. Als entsprechenden Entsorgungsbehälter benutzen Sie bitte das Ihnen durch Ihren öffentlich-rechtlichen Entsorgungssträger für den Restabfall bereitgestellte Behältnis.

Wie werden O-Ringe bemaßt?

O-Ringe aus Gummi sind in einem Spritz- oder Presswerkzeug hergestellte geschlossene Ringe, die über einen kreisrunden Querschnitt verfügen und aus einem gummielastischen Werkstoff, sogenannten Elastomeren wie EPDM, NBR, FPM, Silikon u.a., hergestellt werden. Sie werden in der Regel in Standardgrößen aus verfügbaren Werkzeugen hergestellt und mit

Innendurchmesser (d1) x Schnurstärke (d2)

bemaßt.

Standards und Normen bei den O-Ring-Größen

Die Größenvariationen sind vielfältig und reichen von Schnurstärken im Zehntelmillimeter-Bereich, zum Beispiel beim Einsatz in der Uhrenherstellung, bis hin zu O-Ringen für Röhren- und Leitungskonstruktionen mit Innendurchmessern im Meterbereich - für Dichtungsanwendungen in Kernreaktoren können sie mehr als zehn Meter betragen.

Die Toleranzen der O-Ring-Abmessungen sind in der gültigen Norm ISO 3601-1 für verschiedene Anwendungsbereiche (Fluidtechnik, Industrie, Luft- und Raumfahrttechnik) definiert. Das Toleranzberechnungsprogramm für O-Ringe berechnet die Toleranzen für Innendurchmesser und Schnurstärke von O-Ringen in Industrieanwendungen anhand der in der ISO 3601-1 geltenden Berechnungsformeln.

Die Dichtfunktion und Montierbarkeit von O-Ringen aus Gummi sind insbesondere abhängig von den Toleranzen der Schnurstärke und der Einbauräume, welche beispielsweise mit unserer Einbauberechnung berechnet werden können.

Härteprüfung von O-Ringen

Für die Funktionalität einer Dichtung ist die Härte des Werkstoffes ein entscheidendes Kriterium. O-Ringe zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie sich unter Druck verformen und so Lücken verschließen, durch die sonst etwa Wasser oder andere Flüssigkeiten eindringen könnten. Eine zu große Elastizität ist nicht gut, denn dann droht die Spaltextrusion. Von der für eine Dichtung ermittelten notwendigen Härte darf das konkrete Teil nicht mehr als ±5 Härtepunkte abweichen. Dies gewährleistet die lasergesteuerte Härteprüfung nach IRHD.

In das Produkt, dessen Härte es zu ermitteln gilt, wird eine Messnadel, ein sogenannter Indenter, mit definierter Kraft auf der Oberfläche aufgesetzt und für eine definierte Zeitdauer angedrückt. Je mehr das Objekt dem Indenter nachgibt, d. h. je tiefer er eindringen kann, umso weniger hart ist der elastomere Werkstoff. Sowohl bei den Verfahren nach Shore A, Mikro-Shore als auch nach IRHD wird die maximale Härte mit dem Wert 100 angegeben, der niedrigste mit 0. Die für industrielle Anwendungsfälle meist verwendete Härte von Dichtungswerkstoffen beträgt 60 – 70 Shore A und wird auch gerne als „mittlere Härte“ bezeichnet. Diese Angabe kann Nicht-Fachleuten als eine erste Orientierungshilfe dienen.

Bei Kremer besteht die IRHD-Härtemessung an O-Ringen aus drei Schritten. Zuerst wird eine lasergestützte Messung der Höhe der O-Ringe vorgenommen und dabei der höchste Punkt der gekrümmten Oberfläche ermittelt. Anschließend wird das Messsystem auf den Wert 100 kalibriert, der einen Werkstoff bezeichnet, in den kein Eindringen möglich ist. Das Messgerät fährt nun den Messpunkt an, an dem die Messnadel für 30 Sekunden mit genau definiertem Druck exakt auf der höchsten Stelle der O-Ring-Krümmung aufsetzt und in den zu messenden O-Ring eindringt. Der Wert fällt dabei von 100 schlagartig ab, bis er sich zum Ende der Messung nur noch ganz wenig verändert. Die finalen Messwerte in IRHD und Mikro-Shore entsprechen zwar nicht exakt dem Wert nach Shore-A, der an der sechs Millimeter starken Prüfplatte des verwendeten Elastomers ermittelt wurde, sind aber ausreichend genau, um eine Aussage über die Härte am Fertigteil machen zu können.

Video-Vorschaubild O-Ring-Härteprüfung
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Schwankungen bei den Maßen von O-Ringen

Maßschwankungen bei O-Ringen sind nur zum Teil herstellungsbedingt. Eine der möglichen Ursachen liegt in Werkzeugtemperatur-Schwankungen beim Vulkanisationsvorgang. Auch Abweichungen im Schwundverhalten des Kautschuks und anderen Bestandteilen der Materialmischung sorgen für Schwankungen bei den Maßen. Sowohl Werkzeugversatz als auch eine zu starke oder zu geringe Entgratung beeinflussen die Schnurstärke, eines der wichtigsten Funktionsmaße von O-Ringen.

Einen präzisen Aufschluss darüber liefert nur eine berührungslose bzw. zerstörungsfreie Maßprüfung des O-Ring-Querschnitts. Dies gilt für den Schnurdurchmesser genauso wie für den Innendurchmesser. Althergebrachte Messungen mittels Stufendornen und konischen Messdornen sind heute nicht mehr Stand der Technik. Mit der Verwendung opto-elektronischer Mess- und Sortiereinrichtungen lassen sich genaue Daten und zahlreiche qualitätsrelevante Parameter auswerten. Auf diese Weise sind präzise Messungen und eine Sortierung möglich, die nach vorher klar festgelegten Merkmalen durchgeführt werden kann.

Form- und Oberflächenabweichungen sind in der ISO 3601-3 klar definiert. Gut- und Schlechtteile lassen sich so exakt voneinander trennen, und auch die strengen Anforderungen der Auftraggeber in Bezug auf Fehlerraten (ppm) können erfüllt werden.

Informieren Sie sich hier über verschiedene Mess- und Sortiereinrichtungen.

Stückzahlermittlung bei O-Ringen

Für die mit einem Spritzwerkzeug hergestellten O-Ringe mit einem Schnurdurchmesser von 3 mm gilt gemäß DIN ISO 3602-1 Klasse B eine Toleranz von ±0,09 mm. Die O-Ringe könnten somit Abweichungen von einer maximalen Schnurstärke von 3,09 mm bis zu einer minimalen Schnurstärke von 2,91 mm aufweisen.

Beim Spritzgießen oder Pressen von O-Ringen wird jedoch auf einen möglichst geringen und gleichmäßigen Austrieb (Dicke des Gratrestes) geachtet. Ein dünner Grat erleichtert die Entgratung und reduziert die Zeit der Endbearbeitung. Das zur Verfügung stehende Toleranzfeld wird daher selten voll ausgenutzt. In der Folge sind die Maße und das Stückgewicht der O-Ringe einer Produktionscharge statistisch betrachtet eng verteilt.

Schäden bei O-Ringen

Welche Schadensbilder können an einem O-Ring auftreten?

So lange O-Ringe voll funktionsfähig sind, werden sie als Dichtungselement kaum wahrgenommen - dies ändert sich jedoch bei einem Defekt, denn volkswirtschaftliche Schäden in zwei- bis dreistelliger Millionenhöhe sind in der Regel die Folge.

Schadhafte O-Ringe führen zu kostspieligen Stillstandzeiten von Maschinen und Fahrzeugen, sie können Auslöser für Rückrufaktionen sein oder verursachen gravierende Umweltschäden. Diese Beispiele für direkte und indirekte Folgeschäden machen deutlich, welche Rolle der Qualitätsfaktor bei diesen Dichtungen spielt, deren Stückpreis bei nur wenigen Cent liegt. Natürlich ist auch die richtige Wahl des Werkstoffs eine von vielen Voraussetzungen für ein geringes Schadensrisiko.

Doch welche Schäden können an O-Ringen auftreten? Nicht immer ist es einfach, die exakte Ursache eines Ausfalls zu ermitteln. Allerdings gibt es gewisse Schadensbilder, die charakteristische Spuren hinterlassen und somit auch eine Deutungsmöglichkeit bieten.

Schäden durch zu hohe Temperaturen

Die Höhe der Maximaltemperatur, in der O-Ringe zum Einsatz kommen können, hängt mit der Beanspruchungsdauer und der Lebensdauer zusammen. Bei hohen Anforderungen an die Lebensdauer muss die zulässige Dauertemperatur in der Anwendung entsprechend niedrig sein.

Maßgeblich sind dabei unter anderem die Eigenschaften des Werkstoffs, sowie die Schnurstärke des O-Rings. In der Regel führt ein Überschreiten der Kurzzeit-Temperaturobergrenze zu Rissen, während eine Versprödung und eine bleibende Verformung ein Indiz dafür sind, dass die maximal zulässige Betriebstemperatur innerhalb des polymertypischen Temperaturbereichs überschritten wurde. Hier wäre etwa der Einsatz temperaturbeständigerer O-Ringe, etwa aus FKM oder HNBR, empfehlenswert.

Schäden durch Montagefehler

Je nach Anwendung und Schnurstärke von O-Ringen ist es für eine optimale Dichtwirkung notwendig, den kreisrunden Querschnitt zwischen 10 und 30% zu verpressen. Bei der Montage entstehen dabei enorme Verformungskräfte. Daher stellen scharfe Kanten ein großes Beschädigungsrisiko dar, wenn O-Ringe gegen sie gedrückt werden.

Ein typisches Beispiel dafür sind Anwendungen, bei denen ein radial dichtender O-Ring ohne oder mit einer zu steilen Einführschräge montiert wird.

Zudem besteht auch die Gefahr einer Abscherung, wenn sie bei der Montage im verpressten Zustand nicht angeschrägte oder entgratete Bohrungen überfahren. Auch scharfkantige Nuten können Montageschäden am O-Ring verursachen. Generell lassen sich die entstehenden Montagekräfte durch die Verwendung des richtigen Schmiermittels deutlich verringern.

Schäden durch Quellung, Schrumpfung und mangelnde chemische Beständigkeit

O-Ringe, die hinsichtlich der Werkstoffauswahl nicht auf die Anwendung abgestimmt sind, stellen ein Betriebsrisiko dar. So ist zum Beispiel der Werkstoff HNBR beständig gegen Ozon, Mineralöle und saure Gase, während O-Ringe aus NBR für den Einsatz in ozonhaltiger Umgebung ungeeignet sind. Lichtquellen, die UV-Licht erzeugen, lassen den Ozongehalt in Innenräumen ansteigen, was bei O-Ringen im vormontierten Zustand zur Bildung von Rissen führen kann. Bestimmte Medien führen zu einer unzulässigen chemischen Veränderung in der Struktur des Werkstoffs, die von einer Versprödung über eine klebrige Dichtungsoberfläche bis hin zu einer Erweichung führen.

Tabellen zur chemischen Beständigkeit von O-Ringen liefern wichtige Informationen, welche Anhaltspunkte die richtige Wahl liefern.

Weitere wichtige Aspekte sind die chemische Quellung sowie das chemische Schrumpfen. Während eine Volumenquellung von 15 bis 20 % bei statischen Anwendungen in der Regel als akzeptabel gilt, verursachen höhere Quellraten eine Nutüberfüllung, die zu einer Zerstörung des O-Rings führt. Hier können abgelöste Partikel eine Gefahr für Prozesse und Anlagen darstellen. Zudem führt eine Volumenquellung von mehr als 8 bis 10 % bei dynamischen Anwendungen zu einer deutlich höheren Reibung und einer Abnahme des Abriebwiderstandes, der Belastbarkeit und somit auch der Lebensdauer. Eine Schrumpfung des Volumens entsteht hingegen meist durch Medien, welche der O-Ring-Gummimischung die Weichmacher entziehen.

Verlust der Dichtwirkung durch korrosive Einwirkung von Elektrolyten

Statische Dichtungen sollen voneinander getrennte Bauräume abdichten. Meist werden als Dichtmittel geeignete Elastomere ausgewählt. Sie sollten, je nach Einsatzzweck, unterschiedlichen Einflüssen, etwa Ozon, Hitze, Sonneneinstrahlung, Sauerstoff oder der Einwirkung von Flüssigkeit und Chemikalien, widerstehen.

Für die Dichtwirkung entscheidend sind die Geometrie, die Härte der Dichtung, gegebenenfalls auch die Oberflächenbeschaffenheit der Dichtflächen. Aber auch, wenn alle diese Kriterien beachtet werden, kann das Dichtsystem durch Rostbildung beeinträchtigt werden. Das geschieht dann, wenn ein Elektrolyt durch einen Spalt hineingelangt, für Rost anfällige metallische Oberflächen angreift und die bekannte elektrochemische Reaktion auslöst.

Mit der Rostbildung einher geht die Volumenzunahme des korrodierten Metalls: Je weiter die Korrosion fortschreitet, umso mehr Druck wird vom Rand auf die Dichtung ausgeübt, mit dem Ergebnis, dass sie angehoben wird. Durch die so entstehende Kapillarwirkung können weitere Elektrolyte eindringen, bis die Dichtung schließlich undicht ist und ihre Funktionstüchtigkeit verliert.

Das kann in der Konstruktion vermieden werden. Zunächst ist sicherzustellen, dass sich die Gehäuseteile am Spalteingang berühren. Unmittelbar dahinter wird eine erste Nutgeometrie oder ein Freiraum vorgesehen: Diese reduziert die Kapillarwirkung des Spaltes. Hinter diesem Freiraum sollten sich die Gehäuseteile ein zweites Mal berühren und die Dichtung erst dahinter, in der zweiten Nut, eingesetzt werden. Eine möglichst breite Dichtgeometrie sowie die hohe Härte des Dichtwerkstoffes wirken der Unterwanderung der Dichtung entgegen. Allerdings verursachen sie auch höhere Schließkräfte: Es gilt also, die beiden Gehäuseteile konstruktiv steifer auszulegen.

O-Ring Schadensbilder: Der Tod eines O-Ringes

Die Suche nach der Schadensursache erinnert oft an eine forensische Beweisführung, lohnt sich aber gerade in automatisierten und sensiblen Einsatzbereichen. Der Prozess dahinter ist, eindeutige Schadensbilder zu kennen, zu erkennen und gegeneinander abzugrenzen. So lassen sich mit erfahrenem Auge auch Herstellungsmängel von Montagefehlern abgrenzen. Die Aufklärungsrate, wenn man sie so bezeichnen will, und damit die eindeutige Zuordnung einer Ursache der Beschädigung, liegt bei einer Untersuchung des Richter Prüfstudios bei ca. 10% (von 2000 untersuchten Schadensfällen).

Mehr Informationen zu Schadensbildern.

Herstellung von O-Ringen

Oft sind es einfach konzipierte Dinge, die enormen Einfluss darauf haben, ob und wie etwas funktioniert - O-Ringe sind dabei keine Ausnahme. Diese Dichtungselemente lassen sich dank ihrer einfachen Form auf leichtem Wege in großen Mengen industriell herstellen.

Ein dazu genutztes Verfahren ist unter anderem das Spritzgießen, auch als Injection Moulding bekannt. Das Spritzgussverfahren ist hervorragend für O-Ringe in kleineren Abmessungen sowie für die Produktion hoher Stückzahlen geeignet. Dabei wird der plastifizierte Werkstoff in ein Werkzeug mit zahlreichen O-Ring-Formen gespritzt, in welchem dieser bis zur Entnahme als Fertigteil in den vernetzten und damit festen Zustand übergeht.

Sind hingegen eher größere Abmessungen und kleinere Stückzahlen von O-Ringen gefragt oder werden für die Herstellung hochpreisige Kautschukarten verwendet, so ist das Formpressen die richtige Wahl. Dabei wird der Formmasse als Vorformling zunächst in die Kavität, also die entsprechende Form, gelegt. Unter Einsatz eines Druckkolbens wird diese Form schließlich geschlossen und aufgeheizt. Auf diese Weise erhält das Rohmaterial ihre Form als O-Ring. Natürlich gibt es bestimmte Anforderungen an die Beständigkeit, Langlebigkeit oder auch an die mechanischen Eigenschaften von O-Ringen, denen die bei der Herstellung verwendeten Polymere in unterschiedlicher Weise gerecht werden.

Aus welchen Werkstoffen bestehen O-Ringe?

Per Definition handelt es sich bei Polymeren um Stoffe, die aus Makromolekülen bestehen. Diese zeichnen sich durch ihre verkettete oder verzweigte Molekülstruktur aus. Eigenschaften, welchen sie schließlich als technische Gummiwerkstoffe gerecht werden sollen, hängen von ihrer Rezeptur ab. Die Wahl des richtigen Basispolymers ist entscheidend, wenn es um die chemische Beständigkeit geht. Dadurch ist zwar noch keine sichere Dichtfunktion gewährleistet, allerdings stellt die Medienverträglichkeit des Polymers dafür eine wichtige Voraussetzung dar. O-Ringe können aus folgenden Polymeren bestehen:

Äthylen-Propylen-Kautschuk (EPDM)

EPDM ist der optimale Werkstoff für O-Ringe, wenn es um Einsatzgebiete geht, in denen es auf Beständigkeit gegen Heißwasser und Heißdampf von Temperaturen bis 120°C geht - Sonderqualitäten des Materials halten sogar 150°C stand. Ebenso eignen sie sich für die Anwendung in Bremssystemen auf Glykolbasis. Die Beständigkeit gegen Natron- und Kalilaugen aber auch gegen zahlreiche organische und anorganische Säuren ist auch eine Eigenschaft von EPDM, die sehr geschätzt wird. Während das Material Ozon und Wettereinflüssen aber auch Silikonölen und -fetten widersteht, sollten O-Ringe aus EPDM jedoch nicht in Kontakt mit Ölen, Fetten und Kraftstoffen auf Mineralölbasis kommen.

Nitril-Butadien-Kautschuk (NBR)

Dieses Mischpolymer wird im Allgemeinen als Nitrilkautschuk bezeichnet und ist ebenso unter dem Kürzel NBR bekannt. Es kann über einen variierenden Acryl-Nitril-Anteil verfügen, welcher sich zwischen 18 und 50% bewegt. Dies hat ebenso einen wesentlichen Einfluss auf die Elastomereigenschaften. Mit steigendem Gehalt an Acryl-Nitril steigt auch die Beständigkeit der O-Ringe aus NBR gegen Öle und Kraftstoffe, während sich jedoch die Elastizität und Kälteflexibilität verringert und sich der Druckverformungsrest verschlechtert.

NBR zeichnet sich im Vergleich zu anderen Werkstoffen durch eine hohe Abriebfestigkeit aus und verfügt zudem über gute mechanische Eigenschaften. Das Material ist beständig gegen viele verdünnte Säuren, Basen und Salzlösungen. Allerdings sind O-Ringe aus NBR nicht geeignet für den Einsatz im Kontakt mit starken Säuren, Bremsflüssigkeit auf Glykolbasis oder polaren Lösungsmitteln wie Aceton oder anderen Ketonen. Zudem ist der Werkstoff empfindlich gegen Ozon- und Wettereinflüsse.

Fluor-Kautschuk (FPM / FKM)

Fluor-Kautschuk ist nicht nur unter den Kürzeln FPM oder FKM bekannt, sondern ebenso unter dem Handelsnamen Viton®. O-Ringe, die aus diesem Werkstoff hergestellt sind, eignen sich ausgezeichnet für den Einsatz in Umgebungen, in denen hohe Temperaturen herrschen. Ebenso sind sie widerstandsfähig gegen Wettereinflüsse. Außerdem punktet FPM/FKM mit seiner chemischen Beständigkeit gegen Sauerstoff, Ozon, synthetische Hydraulikflüssigkeiten, Kraftstoffe sowie gegen zahlreiche organische Lösungsmittel und Chemikalien.

Darüber hinaus gibt es spezielle FPM-Mischungen, welche höhere Beständigkeiten gegen Wasser, Dampf sowie gegen Säuren und Kraftstoffe besitzen. Auch unter Hochvakuum lassen sich O-Ringe aus Fluorkautschuk hervorragend verwenden. Allerdings ist der Werkstoff nicht beständig gegen überhitzten Wasserdampf sowie gegen Amine, Alkalien und Ammoniakgas.

Anteile von Weichmachern in O-Ringen aus NBR und EPDM

O-Ringe, die aus NBR oder EPDM hergestellt sind, verfügen je nach Rezeptur über einen hohen Anteil an Verarbeitungshilfen und Weichmachern. Weichmacher dienen in Gummiwerkstoffen zur Verbesserung der Fließfähigkeit beim Spritzgießen sowie der Tieftemperaturflexibilität.

Zudem wird neben dem Mischungspreis auch die Volumenzunahme bei Quelltests gesenkt. Werden Weichmacher nicht aufgrund hoher Anforderungen an die Kältebeständigkeit der O-Ringe benötigt, sollte ihr Anteil im Material bei Anwendungen, in denen mit Hitzeeinwirkungen zu rechnen ist, vermieden oder stark eingeschränkt werden.

Einhaltung gesetzlicher Regelungen zum Umweltschutz

Bei KREMER nehmen wir Umweltschutz und Sicherheit, sowohl unserer eigener Mitarbeiter als auch unserer Kunden, sehr ernst. Die Einhaltung der gesetzlichen Regelungen, die uns bei der Produktion auferlegt werden, ist für uns selbstverständlich.

PAK - hoffentlich nicht buchstäblich in aller Munde

Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, auch mit dem Kürzel PAK bezeichnet, sind eine Gruppe chemischer Benzol-Verbindungen. Es handelt sich dabei um winzig kleine Feststoffpartikel, die in der Natur mit einem Anteil von ca. 0,2 bis ca. 7% in Erdöl in vielen Variationen vorhanden sind. Durch Erdölraffination finden sie sich außerdem auch in wichtigen Rezepturbestandteilen von Gummimischungen wie Weichmachern und Industrierußen und in der Folge auch in Dichtungen. Spezielle PAK-Typen sind von der Europäischen Union als krebserregend, erbgutverändernd oder fortpflanzungsgefährdend eingestuft. Einmal in die Umwelt gelangt, reichern sie sich in Böden, Pflanzen und der Luft auf unbestimmte Zeit an und bauen sich nur schlecht ab. Daher ist dafür Sorge zu tragen, den Einsatz von PAK-haltigen Chemikalien auf ein Minimum zu begrenzen.

Als PAK-freie Dichtungen werden Dichtungen bezeichnet, deren analytisch ermittelte PAK-Konzentration bei <0,2 mg / kg liegt. Konzentrationen von <10 mg / kg gelten als PAK-arme Dichtungen.

Bei Gummidichtungen, die bei normaler oder vernünftigerweise vorhersehbarer Verwendung unmittelbar, länger oder wiederholt für kurze Zeit mit Haut oder Mundhöhle in Berührung kommen, gilt seit 2015 eine EU-Verordnung, die einen Grenzwert von 1 mg / kg für acht definierte PAKs vorsieht.

Dies hat zum Beispiel für Gummidichtungen mit Lebensmittelkontakt zur Folge, dass die mitunter aus 10-15 Bestandteilen bestehende Rezeptur überarbeitet und PAK-haltige Stoffe durch Alternativen ersetzt werden müssen.

Da eigenschaftsbedingt sehr häufig nicht auf Ruße in Elastomermischungen verzichtet werden kann, müssen PAK-arme Ruße spezieller Herstellungsmethoden eingesetzt werden.

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